Von Kärnten nach Ecuador: Ein Interview mit Auswanderer Hannes Krakolinig

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Der Kärntner Hannes Krakolinig bereiste 30 Länder und blieb in Ecuador hängen. Was es ihm dabei ergangen ist und welche Rolle er im neuen Film „Traman“ spielt, hat er Gastautor Alexander Obweger verraten.

Inhalt

Von Kärnten nach Ecuador: Ein Interview mit Auswanderer Hannes Krakolinig

 

Lesezeit: 20 Minuten

Hannes Krakolinig (39) hat die Welt gesehen wie kaum ein anderer: Mittlerweile hat der Kärntner um die 30 Länder besucht, lebt seit 2005 in Ecuador und beherrscht sieben Sprachen. In seinen vier veröffentlichten Büchern nimmt er die Leser mit auf eine spannende Reise in andere Kulturen und Völker. Außerdem fand im Dezember 2018 die Filmpremiere des Films „Traman“ statt, dessen dessen Treatment von ihm verfasst wurde und in dem er auch eine kleine Rolle vertritt. Alexander Obweger hat sich mit ihm am Tag der Premiere getroffen und Spannendes von ihm erfahren.

Hannes Krakolinig, Auswandern, Ecuadro, Traman, Foto Privat
Hannes Krakolinig beim Signieren seiner Bücher
Bevor wir zu deinen Reisen kommen, würde ich gerne auf deine kritische Haltung gegenüber der gesellschaftlichen Entwicklung in Bezug auf Smartphones eingehen, welcher du in der Einleitung deines Buches „Al Centro“ Ausdruck verleihst. Wo kommt diese Einstellung her?

Hannes Krakolinig: Ich habe die Übergangszeit vom Festnetz zum Handy erlebt und schnell bemerkt, dass die Kommunikation untereinander abnimmt. Dass es aber so extreme Ausläufe annimmt, dass du in ein Gasthaus kommst und jeder nur mehr auf sein Handy schaut und mit keinem mehr redet, an das war damals nicht zu denken. Trotzdem hat man einen Wandel gespürt. Man nimmt sich weniger Zeit für sich. Wenn ich mich früher mit einem Freund treffen wollte, bin ich zu ihm gefahren, hab geläutet und gefragt ob er etwas unternehmen will. Heute ist das unmöglich. Da musst du ein paar Tage vorher schreiben ob er Zeit hat und fünf Minuten vorher ruft er an, dass er doch nicht kann. Klar, jede Erfindung hat ihre Vorteile, vieles wird leichter, aber wir verlieren auch sehr viel Zeit und vor Allem soziale Aspekte. Die Erfindung an sich ist gut, nur wir nutzen sie falsch.

Wann hast du gemerkt, dass ein „Normalo-Leben“ nicht das Richtige für dich ist und es dich in die Ferne zieht?

Hannes Krakolinig: Das erste Mal außerhalb von Österreich war ich mit 12 Jahren – in England. Ich war ein schlechter Schüler und es gab immer nur Probleme. Also hat mich mein Vater in den Sommerferien auf ein Englisch-Camp geschickt. Später, als ich Französisch hatte und auch dort die Noten schlecht waren, schickte er mich nach Frankreich. Also ich habe da sehr viel Unterstützung von meinem Vater erhalten, dass ich so früh schon so viel reisen durfte. Ich habe das sehr genossen, dass ich im Ausland ein bisschen aus der Kärntner Engstirnigkeit herausgekommen bin und andere Realitäten und Leute kennengelernt habe. Dadurch habe ich auch mich selbst besser kennengelernt. Wenn du dein eigenes Umfeld verlässt, lernst du deine Schwächen aber auch Stärken besser kennen. Du lernst auch alles mehr zu schätzen. Das Reisen hat mir einfach immer schon sehr gefallen. Das Tourismusbüro hat mich sicher nicht zum reisen verleitet. [lacht] Es hat mich eher nach Mexiko gebracht, weil ich gesehen habe, dass ich sicher nicht im Magistrat arbeiten will. Das hätte ich nicht ausgehalten. Die Arbeit dort hat mich so verzweifelt, dass ich dann gesagt habe: „So, jetzt kennt`s mi olle gern hobn“. Also habe ich mir ein One-Way-Ticket nach Mexiko gekauft und geschaut was passiert.

Hattest du Respekt vor deiner Entscheidung und wie hat dein Umfeld reagiert?

Hannes Krakolinig: Das Umfeld hat mich nicht gefragt ob das eine gute Idee ist, sondern die haben alle gesagt: „I bin a kompletta Trottel.“ Ich hatte einen Beamtenposten, eine Wohnung. „Es woa jo a gmahte Wiesn eigentlich“. Ich habe aber gesehen, dass mich das nicht glücklich macht und ich mich nicht sonderlich vernünftig benommen habe. Es kommt halt alles irgendwann aus einem raus. Ich wusste, dass ich endlich weg von hier musste, weil sonst geht das alles nicht gut aus. Zuspruch gab es natürlich gar keinen. Mein Vater machte sich Sorgen und meine Freunde fragten mich ob ich spinne, da ich hier ja eh alles habe. Nichts desto trotz bin ich dann weg. Dann, als ich im Flieger gesessen bin, habe ich mir wirklich gedacht: „Wos tuast du do eigentlich?“. Meine ganzen Freunde, ich hatte ein schönes Leben, ja, da habe ich schon ein wenig Angst bekommen. Also klar, da hat man schon Sorgen, im ersten Schritt. Nach der Ankunft habe ich mich aber sehr schnell zurechtgefunden und eine Arbeitsstelle bekommen. Es ist bei allen Vorhaben das Gleiche. Der erste Schritt ist schwer und macht Angst. Sobald man etwas Neues macht, ist immer eine gewisse Angst dabei, aber sobald du deine Ziele verfolgst und das machst, für das du brennst, dann haut das auch hin. Angst ist ganz normal.

Stand für dich auch die Möglichkeit im Raum eine Begleitperson mitzunehmen?

Hannes Krakolinig: Nein, das war meine Entscheidung. Ich wollte mein Ding machen. Ich wollt lernen auf meinen eigenen Füßen zu stehen.

Du bist in Mexiko gelandet. Dort prallen unterschiedliche Kulturen aufeinander. Gab es da auch Konflikte?

Hannes Krakolinig: Das erste Monat lebte ich bei einer Familie, die ich auf einem Urlaub kennengelernt habe. Natürlich gab es dort einige Schwierigkeiten aufgrund kultureller Unterschiede und auch Streitereien. Ich war eineinhalb Monate dort und bin dann weitergereist. Mexico City war sowieso nur mein erster Anhaltspunkt, da wollte ich sowieso nicht bleiben. Es zog mich an die Küste, wo ich dann einen neuen Job und eine Wohnung für mich gefunden habe. Die anfänglichen Probleme hatten sich dann eigentlich sehr schnell gelegt. Nach zwei Monaten habe ich Spanisch sprechen können und habe mich sehr gut angepasst. Ich habe gemerkt, dass ich mit der südamerikanischen bzw. lateinamerikanischen Kultur sehr gut zurechtkomme. Es hat von Anfang an immer gut gepasst. Viele Leute haben mir geholfen. Es hat auch mit der Familie gepasst. Es waren halt kleine Reibereien, bis man versteht, wie dort alles funktioniert. Es war kein Problem an sich, es war halt einfach anders.

Hannes Krakolinig, Auswandern, Ecuadro, Traman, Foto Privat

Wie ist das Leben in Zentralamerika? Was gefällt dir dort im Unterschied zum europäischen Raum oder eben Österreich?

Hannes Krakolinig: Das europäische Leben ist viel distanzierter. Wir leben hier ziemlich abgekapselt, mit unserer Familie und unseren Freunden. In Südamerika spielt sich das Leben auf der Straße ab. „Ham geh i zum schlofn.“ Du bist dauernd draußen, jeder redet mit jedem, jeder grüßt sich. Es ist mehr ein Miteinander. Die Menschen helfen sich gegenseitig. „Olles werd irgendwie mit a bisl an bledn Schmäh glöst.“ In Europa sperrt man sich mehr in den Häusern ein.

Anschließend erfolgte eine Ausbildung zum Lehrer in Klagenfurt …

Hannes Krakolinig: Genau. Ich war war Jahr in Mittelamerika. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht als Tellerwäscher, am Bau oder in Gelegenheitsjobs zu arbeiten. Ich habe aber immer gewusst, dass ich nicht mein ganzes Leben in der Küche putzen will. Ich brauchte einen richtigen Beruf und das, was mir am aller einfachsten erschien war die Ausbildung zum Englischlehrer, da ich dadurch, in Südamerika oder irgendwo im Ausland, sofort wieder einen Job bekommen würde. Deshalb bin ich zurück nach Österreich und habe die Pädagogische Hochschule nach drei Jahren absolviert, als Hauptschullehrer für Englisch und Biologie. Ich habe auch ein Stipendium erhalten und war ein halbes Jahr in Barcelona und in den Sommerferien war ich Kolumbien, Venezuela. Am Tag der Diplomverleihung habe ich dann ein Jobangebot in Ecuador bekommen.

In Ecuador hast du unterrichtet und auch eine Familie unterstützt. Darauf möchte ich gerne später noch eingehen. Aber unter anderem hast du auch in China unterrichtet und in einem Artikel erwähnt, dass die Schüler außerhalb Europas viel mehr Begeisterung für das Lernen zeigen als in Europa. Wieso ist das so?

Hannes Krakolinig: Ich würde nicht sagen, dass das geografisch bezogen ist, sondern eher ein Unterschied zwischen Stadt und Land herrscht. Wenn du bei uns am Land unterrichtest werden die Kinder auch mehr Begeisterung zeigen, als in einer Großstadt. Wir sind einfach zu übersättigt – von allem. Jedes Kind hat alles und von dem dreimal zu viel. Ich habe zum Beispiel ein Jahr lang im Dschungel unterrichtet und die Kinder haben schon auf den Unterricht gewartet. Sie haben sich über jede Kopie und jeden Test gefreut, wenn sie was ausfüllen durften. Das kann man alles mit hier nicht vergleichen. In den Städten ist es aber auch so wie bei uns. Als ich in China unterrichtet habe war auch viel Begeisterung da, aber am Ende des Tages ist es immer das Gleiche. Die Begeisterung ist am Land mehr gegeben. In der Stadt sind wir zu vielen Reizen ausgesetzt und man freut sich weniger über die Dinge, die man hat. Man ist abgestumpft.

Hannes Krakolinig, Auswandern, Ecuadro, Traman, Foto Privat

Du hast sehr viel erlebt und bestimmt auch einige Leute kennengelernt. Gibt es da auch noch den ein oder anderen, mit dem du bis heute Kontakt hast?

Hannes Krakolinig: Das Schöne ist, dass der Kontakt nie abreist. Auch von den Studenten, die ich 2011 in China unterrichtet habe, bekomme ich heute noch E-Mails. Auch die Kinder, die ich damals im Dschungel unterrichtet habe und inzwischen heute selber schon Eltern sind, schreiben mir auch regelmäßig. Wir sind ständig in Kontakt. Ich war bestimmt schon in 30 Ländern und habe überall noch Kontakte. Das ist zum Beispiel ein großer Vorteil der technologischen Entwicklung. Dies verschafft mir natürlich einen Vorteil beim Reisen. Wenn ich morgen nach China fliegen will, dann weiß ich gleich wo ich schlafen könnte. Ich hatte immer sehr schöne Beziehungen mit lässigen Leuten.

Bisher haben wir ausschließlich positive Aspekte aus deiner Leidenschaft zum Reisen gezogen. Du hast in deinem Buch erwähnt, dass du auf dem Weg nach San Juan mit fremden Leuten mitgefahren bist und ihr schlussendlich eine Nacht durchgefeiert habt. Könnte das nicht gefährlich werden, wenn man diese Personen nicht kennt und sie einen eventuell ausrauben könnten? Warst du irgendwann mal in einer brenzlichen Situation?

Hannes Krakolinig: Leute, die du auf der Straße triffst, die dich mitnehmen, die haben so eine Herzlichkeit und eine Freude. Da kommt halt einer, den sie noch nie gesehen haben, so ein Weißer. Da trinkt man halt gleich mal etwas, hat Spaß und erzählt sich etwas. Also das war nie ein Thema. Gefährlich war diese Autofahrt damals nur, weil der Fahrer so „narrisch“ gefahren ist, aber ausgeraubt hätte er mich sicher nicht. Außerdem bin ich damals ohne Kohle dorthin geflogen. Ich habe auf der Straße, in den Kirchen oder am Bahnhof geschlafen … was hätten sie mir denn wegnehmen sollen? Ein gewisser Grad an Menschenkenntnis ist aber durchaus nötig. Wenn mir jemand nicht vertrauenswürdig rüberkommt, werde ich mich auch nicht mit ihm abgeben. Aber wenn`s passt, dann passt`s. Es kann dir hier in Villach oder Klagenfurt auch etwas passieren. Wenn du dich mit den falschen Leuten triffst, kriegst du etwas ins Getränk gemischt und bist weg. Das kann immer passieren.

Europa ist reich, trotzdem sind die Menschen unzufrieden. Was ist deiner Meinung nach der Grund dafür?

Hannes Krakolinig: Besitz ist halt immer auch Stress. Wenn ich ein Auto habe, und hier mit dir sitze, dann könnte immer passieren, dass mir vielleicht jemand das Auto zerkratzt oder das Radio stiehlt. Jeder Besitz besitzt dich zugleich auch. Das sind alles Dinge, die einen unruhig machen. Wir haben einfach zu viel von Allem. Es ist dauern etwas, was einen belastet. Das Zweite ist der gesellschaftliche Druck immer mehr haben zu müssen. Mit 18 Jahren brauchst du ein Auto, mit 24 die Frau, mit 28 braucht man ein Kind und dann musst du ein eigenes Haus bauen. Man bekommt dauernd etwas vorgewürfelt bei uns. Nachdem dort die Möglichkeiten, in manchen Ländern, nicht so gegeben sind, sind die Menschen mit dem zufrieden was sie haben und der Druck ist nicht so groß. Was dort aber am schönsten ist, das ist das viele Teilen. Alles wird geteilt, ständig, immer. Wenn ich dort z.B. mit dir auf der Straße gehe und durstig bin, kaufe ich für dich auch ein Getränk. Niemals würde ich nur eines für mich kaufen, das macht man dort nicht. Es wird alles geteilt – man kauft sich nichts für sich allein. Die Menschen sind damit zufrieden, was sie haben. Natürlich gibt es aber auch andere Leute und sobald man in der Großstadt ist, sieht es ähnlich aus wie bei uns.

Diese Menschen erleben aber eine andere Art von Druck: Wenn sie nichts haben, haben sie ja den Druck zu überleben?

Hannes Krakolinig: Ja, dieses Problem herrscht dann eben in den Großstädten. Es herrscht ein großes soziales Gefälle. Es gibt die ganz Reichen und die ganz Armen. Jetzt kommt jemand beispielsweise mit seinem Geld nicht zurecht, hat drei Kinder, eines der Kinder wird krank und er kann sich nicht mal die Medizin leisten. Der Nächste fährt seinen BMW und hat zu viel von Allem. Was macht der Arme? „Bei da nächsten Gelegenheit haut er ihm über`n Schädel drüber“, weil er seine Familie ernähren muss. Hier entsteht dann die hohe Kriminalität aufgrund des großen sozialen Gefälles zwischen Arm und Reich. Am Land kommt so etwas so gut wie gar nicht vor. Dort ist die Schere nicht so groß.

Du hast einer ecuadorianischen Familie geholfen, Spenden gesammelt und auch einen Kickboxkampf organisiert. Dort hast du gegen einen Meister gekämpft und Geld eingetrieben. Wie ist der Kampf ausgegangen und wie geht es der Familie heute?

Hannes Krakolinig: Es gab da eine ältere Dame, die Nierendialysen brauchte. Sie hat ihren Monatsbeitrag bei der Versicherung einen Tag zu spät eingezahlt und die Dialysen weiterhin in Anspruch genommen. Am Ende hatte sie dann Schulden von 10.000 Dollar. Das ist bei uns schon viel Geld – drüben, bei einem Monatslohn von 350 eine unüberwindbare Summe. Wir haben Tombolas veranstaltet, um an Geld zu kommen, haben aber nicht wirklich viel damit gerissen. Dann kam ich auf die Idee einen Kickboxkampf mit dem Weltmeister zu veranstalten. Diesen kannte ich, weil er Vizebürgermeister in einem Bergdorf war, wo ich ein paar Jahre zuvor 20 Zahnärzte hingebracht habe. Ich bring jedes Jahr eine Brigade von kanadischen Zahnärzten hinunter in den Dschungel. Das machen die alles kostenlos. So habe ich ihn kennen gelernt und mir kam eben die Idee, dass er mit mir kämpft, um anschließend die Eintrittsgelder der Familie zu spenden. Leider hat er sich zwei Monate vor dem Kampf bei einem Autounfall verletzt und deswegen habe ich den Staatsmeister von Ecuador gefragt. Der Kampf hat stattgefunden, ist unentschieden ausgegangen und wir haben sämtliche Schulden mit dem Erlös begleichen können. Die alte Dame bekommt weiterhin ihre Dialysen, ihre Familie verliert ihr Haus nicht und lebt schuldenfrei.

Das ist wirklich sehr bemerkenswert.

Hannes Krakolinig: Das ist mein Hobby. Mich haben die Leute immer gut behandelt und wenn ich helfen kann, dann helfe ich gerne. Mir fehlt es ja an nichts, ich gebe gerne etwas her, ich habe eh zu viel.

Hannes Krakolinig, Auswandern, Ecuadro, Traman, Foto Privat

Du hast deine Reiseerlebnisse auch niedergeschrieben und veröffentlicht …

Hannes Krakolinig: Ich habe mit 11 oder 12 Jahren angefangen zu schreiben. Ich habe schon immer gerne geschrieben, vor allem Kurzgeschichten. Das hat dann irgendwann etwas nachgelassen, aber als ich dann nach Mexiko bin, hat es mich wieder mehr interessiert. Meine Idee war immer, dass ich mal etwas veröffentlichen will und das waren anfangs nur Kurzgeschichten. Vor eineinhalb Jahren habe ich dann meinen ersten Roman herausgebracht – Gualingas Grenzen. Das war ein Buch über einen Kumpel von mir und beruht auf einer wahren Geschichte. Dieser ist 2012 mit 7 Leuten durch ganz Südamerika gereist. Entweder zu Fuß oder mit einem Floss. Sie haben dafür 11 Monate gebraucht. Drei Leute sind angekommen – es ist einiges passiert. Das alles hat er mir eben erzählt und ich habe eine Geschichte daraus gemacht. Danach habe ich endlich über mein Mexico Jahr geschrieben und heuer habe ich im Mai (2018) einen Krimi, von einer Dschungelstadt in Tena, herausgebracht. Gerade schreibe ich an dem zweiten Teil – es soll eine Reihe werden. Außerdem habe ich 15 Kurzgeschichten aus Ecuador veröffentlicht. Vier Bücher sind jetzt auf dem Markt und verkaufen sich besser als gedacht. Ich habe bisher 900 Bücher verkauft und 10 Prozent des Gewinnes spende ich an soziale Projekte, beispielsweise an die Dschungel-Schulen. Die werden dann mit Schulsachen versorgt.

Hannes Krakolinig, Auswandern, Ecuadro, Traman, Foto Privat

Du hast Ecuador aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Situation verlassen. Wo treibst du dich jetzt herum?

Hannes Krakolinig: Ja habe ich, aber ich bin weiterhin unten. Ich bin kurz nach Österreich gekommen und habe überlegt, ob ich wieder nach China gehe. Mein Vater ist aber dann an Krebs erkrankt. Ich habe ihn ein Jahr gepflegt und bin nach seinem Tod wieder nach Ecuador zurückgekehrt. Ich arbeite dort als Reiseleiter, schreibe meine Bücher und organisiere Sozialprojekte.

Was oder wo wärst du heute, wenn du damals nicht den Entschluss gefasst hättest, „abzuhauen“?

Hannes Krakolinig: Naja, dann wäre ich wahrscheinlich ein Stadtrat in Klagenfurt im Magistrat und sicher nicht glücklich. Aber man kann schwer sagen was passiert wäre. Es war auf jeden Fall die allerbeste Entscheidung meines Lebens. Sie hat mein Leben komplett ins positive geändert.

Gibt es etwas, das du bereust?

Hannes Krakolinig: Ich habe viele Fehler gemacht, aber Fehler soll man auch nicht bereuen. Jeder Fehler ist eine Hilfestellung für einen Lernprozess und eine offene Tür für die nächste Geschichte und bereuen … ich hätte vieles besser machen können. Vielleicht hätte ich in der Schule ein bisschen vernünftiger sein können, aber das ist halt so. Man macht Fehler. Wichtig ist, dass du daraus lernst und nicht den gleichen Fehler ein zweites Mal machst.

Heute (13. Dezember 2018) findet die Filmpremiere von „Traman“ statt, bei dem du am Drehbuch mitgearbeitet hast. Der Film zeichnet sich durch eine sehr gesellschaftskritische Sichtweise auf die Smartphone Nutzung aus. Man stellt sich online immer nur gut da und genau das spricht der Film an. Wie wir am Anfang des Interviews schon besprochen haben, stehst du dieser Entwicklung auch kritisch gegenüber. Ist das der Grund dafür, dass du bei diesem Film mitgemacht hast und wie bist du überhaupt dazu gekommen?

Hannes Krakolinig: Der Regisseur, David Hofer, ist ein Jugendfreund von mir. Er hat immer Filme gedreht und ich habe immer geschrieben. Wir wollten schon immer ein gemeinsames Projekt aus dem Boden stampfen. Vor 2 Jahren haben wir uns zufällig bei einem Unifest getroffen. Er erzählte mir, dass er gerade an einem Film arbeitet, aber noch jemanden brauche, der seine Ideen in eine Geschichte verwandelt. Ich bot meine Hilfe an und er erzählte mir um welches Thema es ginge. Einen Mann, mitte 30, der bei seiner Mutter lebt, internetsüchtig ist und anschließend in der Psychiatrie landet. Aufgrund dieser Vorgaben habe ich dann die Geschichte und ein Konzept verfasst. Daraus hat Walter Grill ein Drehbuch konzipiert und wir haben mit dem Dreh begonnen. Ich spiele auch eine kleine Rolle in dem Film und zwar als Krankenpfleger auf der Psychiatrie.

Wo wird der Film vertrieben?

Hannes Krakolinig: Vertrieben wird er noch nicht, da wir wollen, dass er zuerst bei so vielen Festivals wie möglich vorgestellt wird. Er läuft eben heute Abend in Villach, im Jänner gibt es zwei Vorführungen in Klagenfurt im Wulfenia, innerhalb einer Psychologievorlesung. Im Februar läuft er dann in Deutschland auf dem Snow-Dance-Festival. Danach werden wir schauen wo er noch unterkommen könnte, damit er anschließend bald in Vertrieb gehen kann.

Hannes Krakolinig ist auf Facebook unter folgendem Link zu finden:
https://www.facebook.com/hannes.krakolinig

Hannes Krakolinig, Auswandern, Ecuadro, Traman, Foto Privat
Alexander Obweger mit Auswanderer Hannes Krakolinig beim Interview in Villach

Das Gespräch führte Alexander Obweger. Fotos: Hannes Krakolinig und Alexander Obweger.

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