Auf den Spuren der starken Frauen in Island

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Island führt bereits zum 10. Mal in Folge den Global Gender Report an. Auch im Urlaub begegnet man starken Frauen und lässt sich von ihnen inspirieren.

Starke Frauen aus Island

Bei meinen vielen Island besuchen habe ich viele beeindruckende Isländerinnen kennen gelernt, darunter auch Eliza Reid, First Lady und UNWTO-Sonderbotschafterin für Tourismus und nachhaltige Entwicklungsziele, die heuer bei der ITB beim Gender Equality Forum teilnahm. Gerade bei Frauenthemen nimmt Island eine Vorreiterrolle ein.

Der “Frauen-Ruhetag” im Jahr 1975

Im Oktober 1975 legten landesweit mehr als 25.000 isländische Frauen ihre Arbeit nieder. Sie marschierten durch die Straßen, forderten Respekt für ihre Arbeit und protestierten gegen die ungleichen Lohnverhältnisse zwischen Frauen und Männern. Weil dadurch viele Schulen, Fabriken und Büros geschlossen werden mussten, waren Väter gezwungen, ihre Kinder mit auf die Arbeit zu nehmen. Bis heute wird alljährlich am 24. Oktober an den historischen Tag erinnert. Dann verlassen die Frauen zwischen 14 und 15 Uhr ihren Arbeitsplatz, um gemeinsam gegen Lohndiskriminierung, Gewalt gegen Frauen und Belästigung am Arbeitsplatz zu protestieren.

Alleinerziehende Mutter und die erste Präsidentin weltweit

Nach diesem Schlüsselereignis war der Wendepunkt in der isländischen Frauenbewegung erreicht und für die isländischen Frauen ging es jetzt steil bergauf. So wurde im Sommer 1980 die weltweit erste Präsidentin, Vigdís Finnbogadóttir, gewählt. Die ehemalige Theaterdirektorin und alleinerziehende Mutter wirkte 16 Jahre lang als Staatsoberhaupt des Landes. Nach ihrer Amtszeit rief sie den „Council of Women World Leaders“ ins Leben, einem internationalen Netzwerk aus ehemaligen und amtierenden Regierungschefinnen. Heute gilt sie als Wegbereiterin und symbolische “Mutter” vieler isländische Frauen. Seit 2017 steht Katrín Jakobsdóttir als Premierministerin an der Spitze der isländischen Regierung. Sie ist bereits die zweite Frau im Land, die das Amt innehat. Das australische CEO Magazine wählte die isländische Premierministerin zu einer der 20 einflussreichsten Frauen der Welt besonders im Hinblick auf ihr Engagement für Frauenrechte und Geschlechtergerechtigkeit.

Die neuen Wikingerinnen: „Fittest Woman on Earth“, Surf-Girls und Bierbrauerinnen

Ob in der internationalen Fitnessdisziplin Crossfit, beim Wellenreiten im wilden Nordatlantik oder am Braukessel: Die Isländerinnen sind immer ganz vorne mit dabei. Seit dem ersten Sieg von Anníe Þórisdóttir, die im Jahr 2009 zur „fittesten Frau der Welt“ gekürt wurde, war bisher jedes Jahr mindestens eine isländische Frau unter den Top Ten der internationalen Crossfit-Games. Zuletzt belegte 2018 Katrin Davíðsdóttir den dritten Platz.

Auch das Surfen im eisigen Meer vor der Küste der Insel haben isländische Frauen für sich entdeckt. Obwohl der Sport international noch eher männlich dominiert ist, haben sich die Frauen in Island eine eigene Nische geschaffen. Den außergewöhnlichen Sport betreiben nicht viele, weshalb der Zusammenhalt in der Surferinnen-Gemeinschaft sehr groß ist. Die besonderen Frauen sind Protagonistinnen des Filmprojekts „Lofoten2Lagos“, das derzeit gedreht wird. Im Film werden Surferinnen aus der ganzen Welt porträtiert.

In der quirligen Craft-Beer-Szene auf der Insel mischt die Mikrobrauerei “Lady-Brewery” kräftig mit: Dahinter stehen die zwei Frauen Ragnheiður “Raxel” Axel und Þórey Björk Halldórsdóttir. Das charakteristische Bier mit frischer Zitrusnote und lieblichem Blumenduft ist eine “sie” und nennt sich “First Lady”. Die Bierbrauerinnen bezeichnen sich selbst als “Bier-Hexen”. Damit spielen sie auf die Geschichte der Bierbrauerei von der Antike bis zum 15. Jahrhundert an, die ursprünglich ganz in Frauenhand lag.

Geschichte der Wikingerinnen

Die außergewöhnlichen Geschichten von isländischen Frauen folgen einer jahrhundertealten Tradition im Land: Schon in den isländischen Sagen spielen Frauen eine maßgebliche Rolle. So auch Guðríður þorbjarnardóttir: Geboren um das Jahr 980 auf der Halbinsel Snæfellsnes in Westisland, überquerte die furchtlose Wikingerin die Weiten des Atlantiks, ging in Amerika an Land und reiste alleine quer durch Europa bis nach Rom. Bis heute ist sie bekannt unter dem Namen víðförla, der wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie “die Weitgereiste”.

 UN unterstützt das Projekt “Women of Iceland”

Islands starke Frauen inspirieren weltweit. So wird das Projekt “Daughters of Fire & Ice: Women of Iceland” auch von der UN unterstützt. Frauen mit unterschiedlichen Lebensläufen, darunter die erste Präsidentin Vigdís Finnbogadóttir oder die Unternehmerin Katrín Pétursdóttir lassen sich mit Objekten portraitieren, die jeweils symbolisch für eines der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) der Vereinten Nationen stehen.

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