Rijeka: Meer und mehr

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Die einstige Industriestadt Rijeka bietet neben einem lebendigen Nachtleben, architektonischen Highlights wie der modernen Moschee, eine breite und vor allem preiswerte Palette an regionalen Köstlichkeiten – und kleine Buchten zum Schwimmen, die zu Fuß zu erreichen sind. Ein Beitrag von Gastautorin Natalie Resch.

Rijeka, Foto Natalie Resch

Reisebericht Rijeka

Auf den Weg an die dalmatinische Küste lässt man all zu gern die kleine – mit Umland circa 200.000 Bewohner beheimatende – Stadt Rijeka unbemerkt hinter sich. Ein Fehler, den ich sicher nicht mehr machen werde. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die einstige Industriestadt der Gespanschaft Primorje-Gorski kotar zu einer modernen Stadt entwickelt, die urbane Lebendigkeit und mediterranen Flair zu nutzen weiß.

Botel Marina, Rijeka, Foto Natalie Resch
Botel Marina, Rijeka

Das erste Botel Kroatiens ist in Rijeka

Die direkte Lage am Meer kommt auch Gästen des „Botel Marina“ zugute. Botel ist ein schwimmendes Hotel – das erste seiner Art in Kroatien, direkt im Adamić Dock am Hafen, nur wenige Gehminuten vom Zentrum Rijekas, dem Korso, und dem traditionellen Markt entfernt. Die 3-Stern-Zimmer sind mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet. Will man sich zuerst von der sanft wogenden Atmosphäre überzeugen, lädt das Botel zum Mittag- oder Abendessen. Eigentlich stammt „Marina“ aus Dänemark, schiffte jahrelang reiselustige Menschen zwischen Zadar, Pula, Mali Losinj und Venedig hin und her. Erst seit 2013 hat sie in Rijekas Hafen ihr Zuhause gefunden.

Gäste erwartet ein wunderbarer Blick auf Opatija und auch das Gebirge Učka wirkt zum Greifen. Zu einem Besuch lädt der höchste Gipfel Vojak mit einer Meereshöhe von 1.401 Metern ein. Auf der Spitze befindet sich ein Aussichtsturm, der dem staunenden Auge die gesamte Kvarner Bucht und den Inseln Cres, Krk und Lošinj zu Füßen legt. Achtung: Der Höhenunterschied zwischen dem Startpunkt der Tour und der Aussichtsplattform an der Spitze ist so enorm, dass auch echten Seebären schwindlig wird.

Trsat, Rijeka, Foto Natalie Resch
Blick auf die Stadt von der Burg Trsat

Ausflugstipps & Schokoträume für Rijeka

Rijeka ist umgeben von zahlreichen Ausflugszielen: Mit dem Taxi reichen 15 Minuten und circa 80 Kuna um in Opatija auf einen Kaffee zu gehen und die berühmte Lungomare Promenade entlang zu schlendern. Das aufgrund seiner Olivenhaine als „goldene“ Insel bezeichnete Krk, ist auch nur eine kurze Fährenfahrt entfernt.

Apropos Krk. Die meisten wissen, dass die Insel für den licht säuerlichen, autochthonen Wein „Zlahtina“ bekannt ist. Dass man auf der Insel auch ein sensationell gutes Eis macht, wissen nur wenige. Für dieses muss man aber nicht einmal nach Krk. Der kleine feine Laden namens „Samovar Tea Shop“, der unzählbar viele und kreative Teemischungen – vor allem aus regionalen Zutaten – anbietet, hat auch eine kleine Auswahl an Eissorten von der Insel Krk. Schokolade, Joghurt und Vanille werden ohne die Zugaben von Konservierungsmitteln hergestellt: pures Geschmackserlebnis. Schwuppdiwupp hatte ich einen leer gelöffelten Eisbecher in der Hand. Ich empfehle: Schokolade mit einer kleinen Prise getrocknetem Lavendel.

Burg Trsat, Rijeka, Foto Natalie Resch
Burg Trsat

Bergruine Trsat

Wenn der Tag mit Eis zum Frühstück beginnt, dann kann nichts mehr schiefgehen. Wer eine gute Aussicht auf die Stadt sucht, begibt sich am besten „pješice“ (d.h. zu Fuß) zur Burg Trsat. Der Weg führt abseits der Hauptverkehrsstraße circa 30 Minuten bergauf, entlang einer romantisch-verwachsenen Stiege. Auf der Burgruine angekommen, erwartete mich ein weiter Blick über das hügelige Rijeka mit seinen zahlreichen kleinen Häusern, wenigen Hochhäusern, dem schützenden Karstgebirge auf der einen Seite und der Weite des Meeres auf der anderen Seite. Und es wird klar, warum Rijeka (bedeutet „Fluss“) seinen Namen trägt, fließen doch gleich mehrere Ströme durch die Stadt. Entspannt genieße ich einen „mala kava bez mlijeka“.

Fischmarkt, Rijeka, Foto Natalie Resch
Fischmarkt

Markt, Markt, Markt,… und Preise wie anno dazumal

Von der Wanderschaft hungrig, lockt mich der Ruf des Marktes, wo sich Einheimische täglich vormittags mit frischem Obst, Gemüse und Fisch eindecken. Der Fischmarkt befindet sich in einem geschichtsträchtigen Gebäude. Zum Bärsten voll sind die Ladentische, hurtig wandert die frische Ware über den Tisch. Ab 13 Uhr wird es ruhiger, zumindest am Wochenende. Um 15 Uhr wirkt der Markt dann richtig gespenstisch ruhig. Auch die Lokale um den Markt müssen schließen.

Zu empfehlen: „Konoba Fiume“ (an der rechten Seite des Fischmarktes). Einheimische laden mich dorthin ein. Seit 17 Jahren gibt es das Lokal schon, das fangfrischen Fisch zubereitet. Bekannt ist es nicht nur für seinen seit der Eröffnung angeblich unveränderten Preis, sondern für die großen Portionen und die hausgemachten Nudeln – ähnlich den uns bekannten Fusilli – mit Scampi, die ein Gedicht sind und ich in dieser Form noch nicht gegessen habe. So cremig, leicht und gleichzeitig voll im Geschmack. Wenn ich nur aufhören könnt…

Hausstrände Rijeka, Foto Natalie Resch
Hausstrand Rijeka

Zu Fuß zum Strand in Rijeka

Am nächsten Morgen beschließe ich Rijekas „Hausstrände“ zu besuchen. Ja, es gibt wirklich mehr als eine Bucht, die ganz leicht, in ca. 15 bis 25 min beschwingten Schrittes zu erreichen sind. Gleich die zweite Kieselstrandbucht entzückt mit türkisblauem Wasser, ihrer intimen Größe und einer Duschvorrichtung. Und natürlich dem Blick. Cres, Krk und Opatija scheinen zum Greifen nah. Der Strand heißt übrigens Sablicevo und verfügt über eine kostenlos nutzbare Toilettenanlage. Wenn man gerne den ganzen Tag am Strand verbringt, sind solche Infos wesentlich.

Rijeka, Foto Natalie Resch

Kulinarischer Tipp zum Nachlesen

Mein Geheimtipp befindet sich direkt am Hafen, in der Straße „Riva Boduli“, gleich neben dem Antiquariat, wo man von deutschsprachiger Literatur, über Wörterbücher, kroatische Kochbücher bis zu Klassikern wie Ivo Andrićs “Na Drini ćuprija” eine interessante und preiswerte Mischung findet, die mich natürlich nicht mit leeren Händen das Geschäft verlassen ließ. Das kleine mit rot-karierten Tischtüchern eingedeckte Lokal nennt sich „MORNAR“ (Seefahrer). Die Fisch- und Fleischkarte offenbart sich auf einer großen Holztafel, die der Kellner für jeden extra an den Tisch bringt. „Ligne zar, plitva und krumpir“ (Tintenfisch vom Grill mit Kartoffel und Mangold) schmecken so, wie ich es aus der guten kroatischen Küche abseits der Touristenströme gewohnt bin: frisch, nur leicht gewürzt, ansonsten puristisch, große Portionen, die jeden Hunger stillen. Das Olivenöl, das mit dem backofenfrischen Brot gereicht wird, ist ein Genuss für sich. Dass die Zutaten vom um die Ecke liegenden Markt stammen, schmeckt man.

Korzo, Rijeka, Foto Natalie Resch
Korzo

Rijeka, ich habe mich in dich verliebt, in deine multikulturelle Lebensweise, deine Gastfreundlichkeit und deine Meeresbrise, die über das kristallblaue Wasser weht!

Rijeka, Foto Natalie Resch
Verliebt in Rijeka – Natalie Resch

Wer ist Gastautorin Natalie Resch?

Reisen ist wie eine Sucht für mich, die sich mit jeder Begegnung und jeder Erfahrung auf den Reisen steigert. Das Reisen spielt bereits seit vielen Jahren eine wesentliche Rolle in meinem Leben. Dabei pendle ich zwischen kulturellen Städte- und abenteuerlichen Roadtrips hin und her. Als selbstständige Texterin und freie Journalistin bin ich seit einem Jahr tätig.

Wenn ich nicht gerade unterwegs bin und schreibe, dann zeichne ich als Kuratorin für Veranstaltungskonzepte im Kulturbereich verantwortlich. Solange es mit Kunst und Kultur zu tun hat, bezeichne ich mich gern als Mädchen für alles – vom Konzept, über die Organisation und Pressearbeit bis hin zur Abwicklung vor Ort. Die für mich spannendste Zeit: jene, während Kulturfestivals, wenn sich eine Stadt, dem Herzschlag des Festivals anpasst. Meine zwei schönsten Orte der Stille: das Meer und Ausstellungsräume.

Und weil es immer wichtig ist, in Verbindung mit seinen Wurzeln zu bleiben, zeichne ich gemeinsam mit Markus Kehrer seit Mai 2015 für die Idee, die Produktion und die Vermarktung eines Apfelweins aus der Südsteiermark namens MANA verantwortlich. Unser Ziel: Mithilfe der „Philosophie vom schönen Makel“ die regionale Wertschöpfung zu steigern.

Alle Fotos: Natalie Resch

 

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