Über die Zukunft des Skifahrens

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Klimawandel, Kosten, fehlender Nachwuchs: Immer wieder wird dem Skisport in den Alpen das Ende vorausgesagt. Warum das aber nicht so ist und wohin sich der Skitourismus in Zukunft entwickeln wird, erklärt Günther Aigner vom Forum Zukunft Skisport.

Über die Zukunft des Skifahrens – ein Interview mit Skitourismusforscher Günther Aigner

Günther Aigner, Foto: Hirnsperger
Günther Aigner, Foto: Hirnsperger
Wird Österreich noch dem Ruf einer Skination gerecht?

Günther Aigner: Das ist immer eine Frage des Standortes, denn der Standort bestimmt den Standpunkt. Fakt ist, dass, wenn es weltweit eine Skhination gibt, es nur Österreich sein kann. Die Schifahrer-Quote, die grandiose Skigeschichte, Seilbahnunternehmen, Skihersteller, Erfolge im Rennlauf und die globale Marktführerschaft im Skitourismus machen Österreich mit gigantischem Abstand zur Skination Nummer 1. Es gibt in der Fachwelt niemanden, der daran zweifelt.

Es scheinen weniger Schi zu fahren. Hat der Wintersport noch Zukunft?

Niemand kann das mit Zahlen belegen. Fakt ist, dass die Anzahl der Skifahrer in Österreich seit Jahren bei etwa drei Millionen stagniert. Weltweit fahren 132 Millionen Menschen Ski, und es werden jedes Jahr mehr. Noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit gab es annähernd so viele Skifahrer wie heute.

Muss Skiiurlaub wieder günstiger werden?

Nein, denn das ist nicht möglich. Ein Schigebiet bietet ein aufwändiges, höchst qualitatives Produkt, das einen hohen Preis hat. Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass sich jeder einen Skiiurlaub leisten kann. Es kann sich auch nicht jeder einen Golf- oder Reiturlaub leisten. Das ist eine schmerzhafte Erkenntnis, aber es ist so.

Kleine Gebiete in Kärnten haben sehr zu kämpfen. Sehen Sie für diese Chancen?

Es gibt in Kärnten viele Schigebiete, wo man sich das Skiifahren locker leisten kann. Diese Gebiete sind klein und technisch oder vom Servicelevel veraltet. Das allein wäre kein Problem. Das Problem sind wir. Wir als Gesellschaft werden immer verwöhnter. Wir verzichten lieber auf das Skihifahren, als dass wir zu den kleinen veralteten aber oftmals charmanten Schigebieten fahren. Wenn unsere Gesellschaft nicht umdenkt und von ihrem hohen Ross der Ansprüche heruntersteigt, so werden es diese kleinen Schigebiete weiter sehr schwer haben.

Wie bekommt man die Jugend zum Skifahren?

Durch unzählige Umfragen wissen wir: Es sind die Eltern. Oder die Schule. Ansonsten ist es fast unmöglich.

Welche Rolle spielt der Klimawandel?

Derzeit faktisch gar keinen. Die Wintertemperaturen auf den Bergen sind seit 50 Jahren unverändert. Die Schneemengen zumindest über die letzten 30 Jahre. Durch die technische Beschneiung haben wir derzeit so lange Skisaisonen wie noch nie seit wir in Österreich Skifahren. Also seit etwa 125 konnte man noch nie so lang in der Saison Schi fahren wie heute. Allerdings sind die Sommer in den letzten Jahrzehnten sprunghaft wärmer geworden. Und das spürt der Mölltaler Gletscher, der sein Eis zu verlieren droht.

Wie kann Skifahren attraktiver werden?

Schisport ist edel und hat Stil, er ist zeitlos. Das Skifahren ist attraktiv genug. Gehen Sie im Winter auf die Piste. Sie werden sich ärgern, weil viel zu viele Leute auf der Piste sind. Noch nie zuvor sind mehr Menschen auf Österreichs Pisten Schi gefahren, also die Summe aus Einheimischen und Gästen. Es wäre schön, wenn wir selbst das Skifahren nicht immer krankjammern würden. Das Skifahren erfreut sich bester Gesundheit. Skifahren ist Teil der österreichischen Kultur. In 20 Jahren werden wir auf den Skipisten das Österreich unserer Kindheit wiedererkennen. Die soziodemographische Zusammensetzung der Menschen dort wird sich signifikant von jener in der Klagenfurter Innenstadt unterscheiden. Und das meine ich wertfrei.

Über Günter Aigner:

  • Günther Aigner, geboren 1977 in Kitzbühel, studierte Sportwissenschaft und Wirtschaftspädagogik in Innsbruck und New Orleans.
  • Nach Forschungstätigkeiten an der Universität Innsbruck wechselte er ins Tourismusmarketing und leitete das Wintermarketing von Kitzbühel Tourismus.
  • Seit 2014 ist Aigner als Skitourismusforscher tätig und führt das Forum Zukunft Schisport.
    Er erstellt Studien für Destinationen, lehrt an Hochschulen und berät Skigebiete sowie Tourismusregionen.
  • Aigner ist unter anderem auch seit 2017 Mitglied im Studienausschuss Umwelt des Weltseilbahnverbandes OITAF.

Das Interview erschien erstmals in der „Kärntner Wirtschaft„. Fotos: Hirnsberger, Nassfeld.at

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