Ein kaltes Vergnügen: Eistauchen im Weißensee

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Grün und blau leuchtende Lichteffekte, mystisch tanzende Pflanzen und neckische Fische: Unter den dicken Eisdecken heimischer Seen verbergen sich faszinierende Naturschauspiele. Eistauchen im Weißensee.

Faszination Eistauchen am Weißensee

Mit der Kettensäge hat Ernest Turnschek ein großes Loch ins mehr als 30 Zentimeter dicke Eis geschnitten. Während nicht weit davon Eisläufer auf Kufen ihre Bahnen ziehen, versenkt Ernest lieber in schwarze Neoprenanzüge eingepackte Menschen mit Flossen auf den Füßen sowie dicker Brille über Augen und Nase im klirrend kalten Wasser. Die Eistauchsaison hat am Weißensee begonnen. Mit 6,5 Quadratmeter Fläche bietet der klare Bergsee auf 930 Meter Seehöhe perfekte Bedingungen für das Abtauchen unter Eis.

Bunte Lichtdisco unter Wasser

Das Wasser ist glasklar, weil die Schwebeteilchen aufgrund der geschlossenen Eisdecke auf den Boden absinken. Die Strahlen der Sonne brechen durch das Eis und zaubern in der mystischen Unterwasserwelt faszinierende Lichteffekte. Eistaucher können sich über eine Sicht bis zu 50 Meter freuen, völlig ohne Wind und Wellen. Ein herkömmlicher See kann da mit durchschnittlichen zwei Meter Sichtweite nicht mithalten. Das Wasser ist zwar kalt, aber nicht viel kälter wie beim Tauchen im Sommer.

Eistauchen im Weißensee, Kärnten, www.anitaaufreisen.at, Foto Herbert Frei
Foto: Herbert Frei

Leben unter Wasser

Ungewöhnlich ist auch, dass der Weißensee für Taucher drei Unterwasserwelten mit verschiedener Vegetation bietet. Zu verdanken ist das den drei unterirdischen Becken und der fjordähnlichen Lage des Sees. An manchen Stellen ist der Boden mit Algenteppichen überzogen, an anderen Stellen kann man entlang steilen Steinwänden tauchen oder versunkene Bäume sehen, die von einer Lawine mitgerissen wurden und sich zu Skulpturen auftürmen. Anstatt eines Piratenwracks können die Taucher ein vergessenes Tretboot umrunden. Die Sicht ist extrem klar, weil der See nicht durch Zuflüsse, sondern durch unterirdische Quellen gespeist wird.

Aufgrund des niedrigen Nährstoffgehaltes ist der See zudem algenarm. Unter Wasser ist es bis in Tiefen von 55 Metern sehr hell. Durch den Sauerstoff fühlen sich die Fische wohl und im Winter begegnen Taucher bis zu 25 unterschiedliche Arten. Vor allem Hecht und Seeforellen sorgen für unterhaltende Showeinlagen. Das kann genauso beeindruckend sein wie die bunten Schwärme rund um karibische Korallenriffe. Ökologisch gesehen befindet sich der See in einem Topzustand, was wohl auch damit zu tun hat, dass er mitten in einem Naturpark liegt. Seinen Namen hat der Weißensee übrigens von seinen Seekreidebänken, denen er seine leicht weiß-schimmernde Färbung zu verdanken hat.

Eistauchen im Weißensee, Kärnten, www.anitaaufreisen.at, Foto Herbert Frei
Foto: Herbert Frei

Eistauchen im Weißensee – ein Abenteuer für Erfahrene

Eistauchen ist nichts für Anfänger. Um die Unterwasserwelt im Winter zu erkunden, muss man ein fortgeschrittener Taucher sein. Nach einer detaillierten Einweisung geht’s dann unter der wachsamen Aufsicht der Tauchbuddys an einer 30 Meter langen Sicherheitsleine unters Eis. Die Kommunikation erfolgt per Seilzeichen. Jede Minute muss der Taucher ein Okayzeichen nach oben schicken. Dreimal oder öfters ziehen bedeutet Panik oder Notfall. Sofort wirft der Buddy beim Eisloch das Seil über die Schulter, rennt los und zieht den Taucher aus dem Wasser. Wer sich aber an die Regeln und die Anweisungen der Tauchguides hält, braucht nichts zu fürchten. Taucher sind begeistert vom Schweben im Wasser, der Stille und den neuen Entdeckungen. „Wer schneller, weiter, tiefer denkt, wird meist rasch belehrt, dass die Reise in die Unterwasserwelt für uns Menschen eine zeitliche und technische Begrenzung hat“, weiß Eistauchprofi Ernest. Ein Tauchgang dauert maximal 25 Minuten.

Perspektivenwechsel am See

Am Tauchsport fasziniert Ernest das Beobachten der Veränderungen der Natur unter Wasser während der vier Jahreszeiten. „Und das Privileg in eine Welt eintauchen zu dürfen, die eigentlich nicht unsere ist“, ergänzt er. Sein in über 7.000 Tauchgängen gesammeltes Wissen gibt er gerne an andere weiter. „Nicht zuletzt sehe ich mich dadurch auch in der Verantwortung, viele Menschen für das sensible Unterwasser-Ökosystem der Meere, Seen oder Flüsse zu sensibilisieren.“

Informationen über das Eistauchen im Weißensee gibt es auf www.yachtdiver.at oder www.weissensee.com.

Du möchtest mehr über den Eistauch-Pionier vom Weißensee wissen? Hier gehts zum Interview:

Interview mit dem Eistauch-Pionier vom Weißensee

Fotos: Yachtdiver/Herbert Frei und Vladimir Mladenovic

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