Kriminalmuseum Wien – nichts für schwache Nerven

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Wien und seiner Bevölkerung wird seit jeher ein Hang zum Morbiden nachgesagt – und das wohl nicht zu unrecht. Im Wiener Kriminalmuseum können sich Interessierte selbst ein Bild von den düstersten historischen Abgründen der Stadt machen. Eine Geschichtsstunde der etwas anderen Art. 

Besuch im Kriminalmuseum Wien

Kriminalmuseum Wien, Österreich, Foto dark.wien
Kriminalmuseum Wien

Ausgestellte Folterwerkzeuge, der mumifizierte Schädel eines Mörders und Verlautbarungen öffentlicher Hinrichtungen – das Wiener Kriminalmuseum beleuchtet Wiens dunkelste Seite. Neben der Entwicklung des Justizsystems, werden hier zahlreiche aufgeklärte, aber auch ungelöste Mordfälle verschiedener Epochen dokumentiert.

Originaldokumente diverser Prozesse zeigen, wie die Justiz in früheren Jahrhunderten gegen (angebliche) Täter vorging. Lebensgroße Figuren veranschaulichen die unterschiedlichen Gräueltaten. In der Großen Sperlgasse 24 erhalten sowohl Touristen als auch Einheimische Einblick in die Kriminalgeschichte der österreichischen Hauptstadt. Hier ein paar Beispiele davon, was euch im Kriminalmuseum Wien erwartet.

Wiens einzige Hexenverbrennung

Der erste Raum des Kriminalmuseums widmet sich dem mittelalterlichen Wien und seinem Justiz- und Sicherheitswesen. Verstümmelung und Hinrichtung als Bestrafung, Folter, um an ein Geständnis zu kommen, der öffentliche Pranger als Mittel zur Demütigung, all das stand damals an der Tagesordnung. Dass im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit auch immer wieder Hexenverbrennungen stattfanden, ist kein Geheimnis.

In Wien selbst, so erfährt der Museumsbesucher, wurde allerdings nur eine einzige „Hexe“ verbrannt: Elisabeth Plainacher. Ihr Fall erregt bis heute Aufsehen. Plainacher war bereits 70 Jahre alt, als der Vorwurf, sie stünde mit dem Teufel im Bunde, laut wurde. Grund der Annahme: Ihre Enkeltochter Anna litt an epileptischen Anfällen. Für den Vater des Mädchens, Elisabeth Plainachers Schwiegersohn, stand fest, dass die Großmutter des Mädchens Schuld daran trug. Nach mehrmaliger, fürchterlicher Folter gestand die alte Frau schließlich und wurde bei lebendigem Leibe auf der heutigen Weißgerberlände in Wien Landstraße verbrannt.

Hinrichtungen als Spektakel

Jahrzehnte später schuf Kaiser Josepf II. die Todesstrafe in Österreich ab. Der Adlige Franz de Paula Zaglauer von Zahlmann, dessen mumifizierter Kopf im Kriminalmuseum ausgestellt ist, wurde dennoch hingerichtet. Der Wiener Beamte hatte aufgrund finanzieller Probleme seine Geliebte ausgeraubt und anschließend ermordet. Weil Raubmord als besonders verwerflich galt und der Adel Beispiel für die niedrigeren Stände sein sollte, genehmigte der Kaiser Franz Zahlmanns Hinrichtung. Mit glühenden Zangen wurde der zum Tode verurteilte in die Brust gezwickt und fand sein schreckliches Ende schließlich am Rad.

Mindestens genauso aufsehenerregend war die Hinrichtung der erst 23-jährigen Theresia Kandl, deren Skelett im Kriminalmuseum zu sehen ist. Die schöne, junge Frau hatte ihren Ehemann mit der Axt erschlagen und seine Leiche durch die Stadt geschleppt. In der Piaristengasse ließ sie den Toten zurück. Kandls Aussage nach habe sie die unglückliche Ehe mit dem gewalttätigen Mann nicht länger ertragen. Sie war die erste Frau, die in Wien gehängt wurde. Sowohl ihre Hinrichtung, als auch die von Franz Zahlmann, lockten zahlreiche Schaulustige an, die sich am Leid der beiden Täter ergötzten.

Hype um Jack Unterweger

Beinahe am Ende der Ausstellung angelangt, begegnet der Besucher einem Kriminalfall der Wiener Geschichte, der hier auf keinen Fall fehlen darf: Die Frauenmorde Jack Unterwegers. Unterweger entsprach nie dem Klischee eines typischen Mörders. Der früh kriminell gewordene Jack begann nach seinem ersten Mord im Gefängnis zu schreiben, wurde von der High Society gefeiert und von unzähligen Frauen aus der Ferne bewundert und geliebt. Nach seiner Freilassung verdiente Unterweger als Journalist und Autor gutes Geld. Und begann, wie sich später herausstellen sollte, bald wieder zu morden.

Rechtskräftig wurde sein Urteil allerdings nie, denn zuvor beging der schuldig gesprochene Frauenheld in seiner Zelle Suizid. Im Kriminalmuseum in Wien gibt es jedoch noch viel mehr zu erfahren. Für alle am Morbiden, Abgründigen Interessierten Wienbesucher und Einheimischen ist das Museum daher ein Must-See. Für Zartbesaitete sind die zur Schau gestellten Schädel, Folterinstrumente und Fotos diverser Mordopfer aber nicht zu empfehlen.

Kriminalmuseum Wien, Österreich, Foto dark.wien
Kriminalmuseum Wien

Mehr über das Kriminalmuseum Wien und die dunklen Seiten der Stadt erfährst du in folgenden Beiträgen:

Dark Tourism in Wien: Gruselig-schaurige Erlebnisse

Dark.Wien – der Podcast: Geschichten und Geschichte mit Gänsehaut

Narrenturm in Wien: Die Anfänge der modernen Psychiatrie

Der Beitrag über das Kriminalmuseum Wien ist Teil von DARK.wien. DARK.wien ist ein multimediales Projekt im Rahmen des Zertifikatskurses Digitaljournalismus 17/18 am Fjum Wien. Die dunklen Seiten der Stadt erkundeten die fünf Journalistinnen Anita Arneitz, Tamara Bogner, Teresa Freudenthaler, Katharina Kunz und Petra Rosenblattl.

 

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