Wasserwanderwege im Süden Österreichs – vom Wasserfall bis zum Wildbach

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Von natürlichen Kunstgalerien über gewaltige Erlebnisse in Osttirol bis hin zu dem kleinsten Schaukraftwerk Europas – so vielfältig sind die Wasserwanderwege in Südösterreich.

Es trägt Geschichten, ist manchmal ungestüm, einige Biegungen später wieder sanft plätschernd. Österreichs südliche Regionen sind reich an Wasser und locken mich an die Ufer. Besonders angetan hat es mir dabei der Klang. Egal ob kleine Bäche, ein reißender Strom oder Tümpel und Biotope. Einfach perfekte Orte, um den Alltag draußen zu lassen. Vor allem auf den Wasserwanderwegen im Süden der Alpen gelingt die Verbindung mit der Natur auf eine intensive Weise. Das Gute: Sie sind meist mit zusätzlichen Informationen und Schautafeln bestückt. Über Ursprung, Flora und Fauna. Seele baumeln lassen und nebenbei Spannendes zu lernen war noch nie schöner. Einige meiner liebsten Pfade habe ich zusammengetragen.

Abenteuer Wasser in Liebenfels 

Wild, mit einem Hauch von Fantasie. So beschreibt sich der Abenteuer Wasser Weg in Liebenfels. Zwischen der Herzogstadt St. Veit und der Tiebelstadt Feldkirchen gelegen, entfaltet der Pfad von April bis Oktober seine schönsten Seiten. Etwas mehr als vier Kilometer ist die gesamte Wegstrecke lang, die allerdings in Etappen absolviert werden kann. Es lohnt sich, über die alten Mühlsteige entlang des Harterbaches zu spazieren. Von der Ortschaft Glantschach bis nach Hart. Wie eine Kunstgalerie im Wald, die ihre Ursprünglichkeit nicht zu verstecken braucht. Unterwegs sind auch einige Einkehrmöglichkeiten zu finden. Etwa bei der „Zechnerin“.

Tipp: Nach geführten Wanderungen bei Tourismus Mittelkärnten anfragen! Dort kann jede Menge Wissen über den einzigartigen Lebensraum und die alten Ruinen der Mühlen erfahren werden. Was es sich wohl mit dem Geheimnis des Teufelssteiges auf sich hat? Die Schlucht birgt noch einige Geheimnisse.

Erlebnisweg St. Jakob und Umbalfälle in Prägraten: atemberaubendes Wasser Duo in Osttirol

In Osttirol gibt es gleich zwei sehenswerte Ziele mit dem Thema Wasser. Beide fangen das Wesen der Landschaft auf eine ganz spezielle Weise ein. Die gefühlte Energie dieser Orte ist nur schwer zu beschreiben. Unbedingt besuchen und sich selbst überzeugen!

Wassererlebnisweg St. Jakob in Defreggen

„Wasser ist Leben!“ Das Motto des Erlebnisweges St. Jakob in Defereggen lässt tief in die Beschaffenheit der Erde blicken. Die Schneefelder und Gletscher sind wahre Speicher. Davon gespeist ist auch die Schwarzach, entlang deren Verlauf sich der Wassererlebnisweg schlängelt. Hier können auch spannende Infotafeln studiert werden, die etwa Bilder und Wissenswertes über die Vögel am Gewässer bereit halten. Zu sehen sind auch aus Holz geschnitzte Rehe und Hirsche. Wild in Ufernähe ist keine Seltenheit. Los gewandert wird am besten von der Kapelle Mariahilf. An den Höfen von Grünmoos lassen sich Pausen einlegen. Auf der Höhe der Sander Ebene gibt es auch einen Spielplatz für Kinder!

Knapp 1 1/2 Stunden Zeit ist für den Weg einzuplanen. Auf der Schleife zum Weiler Lacken endet der Pfad und führt wieder retour. Highlight: Neben Tümpeln und Quellen kann unterwegs das Abfüllgebäude des Deferegger Heilwassers besucht werden! Natürlich mit Verkostung.

Teil der Hohen Tauern: die Umbalfälle

Welch eine gewaltige landschaftsformende Wirkung die Kraft des Wassers haben kann, zeigt sich in Prägraten auf einprägsame Weise. Mit dem Umbalfällen begehen Besucher nicht nur den ersten Wasserschaupfad Europas, sondern nähern sich auch dem glatt geschliffenen Grüngestein der Isel. Näher kann man einem Gletscherbach nicht kommen.

Die imposanten Stufenfälle tosen wie eine Naturgewalt nach unten. Besonders beeindruckend: 30 Meter hohe Konstruktionen ragen bis tief in die Schlucht hinein. Nicht nur für die Anwohner hat der Ort Symbolcharakter, auch für den Nationalpark Hohe Tauern ist das Spektakel nahe des Großvenedigers nicht mehr wegzudenken. Das Gewässer ist die Lebensader Osttirols.

Die Umbalfälle können ideal mit einer Wanderung verbunden werden. Alternativ ist auch eine Kutschenfahrt von der Gemeinde Prägraten bis zum Parkplatz Ströden und weiter zum Beginn des Schaupfades möglich. Tipp: Von der Blinig-Brücke lassen sich traumhafte Fotos schießen.

Alte Mühlen am Miesenbach: Wasserwanderwege

In der Region Joglland können Naturliebhaber unterschiedlichste Erlebnis- und Informationspunkte entdecken. Etwa der Wasserweg Miesenbach bei Birkfeld. Warum der Ort einer meiner Lieblingsplätze ist? Dort ist das kleinste Schaukraftwerk Europas zu sehen. Unbedingt Zeit dafür einplanen! Bei dem Spaziergang kommt man auch am längsten Holzsteg von Joglland vorbei. Markenzeichen des Wasserweges sind die alten Mühlen. Mit der historischen Hornschmiedmühle als Höhepunkt. Gemütlich flanierend ist man knapp 2 Stunden unterwegs. Start und Ziel der gut vier Kilometer langen Wegstrecke ist der Dorfplatz von Miesenbach.

Von März bis November ist der Themenweg geöffnet. Wer mehr Zeit zur Verfügung hat, wandert weiter bis zur Wildwiese mit einer kleinen Kapelle und der Wildwiesenhütte. Die regionalen Spezialitäten probieren! Auf der Aussichtswarte kann schließlich bis nach Ungarn geblickt werden.

Güssing: Mineralwasser, Pflanzen und Bäche

Strembach und Zickenbach, zwei Gewässer deren Namen etwas zum Schmunzeln einladen. Die beiden sind mehr als nur schön anzusehen, sie sind Teil des Wasserweges Güssing. Ersterer leitet sich von der ungarischen Bezeichnung Strém ab. Zweiterer entspringt in Burgauberg. Startpunkt des Weges ist der Parkplatz zwischen dem Aktivpark und dem Kulturzentrum Güssing. Beeindruckend ist das Hochwasserrückhaltebecken, das mit einem Speichervolumen von rund 500.000 Kubikmetern die Stadt vor Hochwasser schützt. Am Weg liegen auch das bekannte Güssinger Mineralwasser sowie das Kastell Sulz. In Sichtweite mit einem weiteren Schmuckstück, dem Sulzbach.

Der Wasserpfad kann durch den fünf Kilometer langen Ramsar Rundweg erweitert werden. Einen mehrfach ausgezeichnete Teich-Wanderung, die einen detaillierten Einblick über die vorkommenden Tier- und Pflanzenarten bereit hält. Traumhaft sind die Gelbe Taglilie, Türkenbund-Lilie und Schwanenblume. Die Infos sind auch für die Kleinsten verständlich aufbereitet.

Ein Wasserweg mit einem Kirchenschiff

Nicht vielen ist er bekannt, der Wasserweg Weichselbaum im burgenländischen Saubachtal. Die malerische Senke wird schnell mit dem namensgleichen Teil im Sächsischen Elbland verwechselt, beide sind jedoch grundverschieden. Ein Geheimtipp für alle, die einen Ruhepol suchen! Idyllisch wird entlang des Quell für Natur, Tier und Mensch gewandert. Inmitten einer Kulturlandschaft. Für eine Rast bietet sich unterwegs eine Spiel- und Freizeitanlage an, natürlich mit passendem Trinkbrunnen. Für die beinahe sieben Kilometer sind gute zwei Stunden anzuberaumen. Alternativ kann auch der Engelweg genommen werden, der kürzere von den erlebnisreichen Wanderungen.

Ausgangspunkt ist die Wallfahrtskirche Maria Bild, die eng mit dem ungarischen Ort Máriapócs verbunden ist. Das dreijochige Kirchenschiff mit Platzelgewölbe ist ein Paradebeispiel für sakrale Baukunst und dem Fest Mariä Heimsuchung geweiht. Was es sich mit den Pilgern und einem Gnadenbild auf sich hat, kann Vorort auf die Spur gekommen werden.

Himmlisches Platzerl im Murtal

In der Tat ist dieses „Platzerl“ in der Steiermark ein wahres Naturbad. Denn der Wasserweg führt durch Wiesen, Holzstege und entlang des Sunkbach. Vorbei an Teichen und grünen Waldabschnitten. Es ist auch ein Bad in einer ganz eigenen Klangwelt. Die Sinne tauchen ein, denn ein Großteil der Passage ist als Barfußweg angelegt. Ein Tor in die Vergangenheit wird auf der Höhe eines Pfahlbaudorfes mit Schauhütte geöffnet. Tipp: Unbedingt eine Fahrt mit dem Boot auf dem Weberteich unternehmen. Der gesamte Weg ist familienfreundlich und leicht zu bewältigen. Sich nicht von den sechs Kilometern und 120 Höhenmetern abschrecken lassen. Ein schöner Tagesausflug!

Ein Highlight wartet am Ende des Wasserweges. Dort befindet sich die Fels- und Höhlenwelt Hohentauern, in der die Geschichte des Bergbaus wieder lebendig wird. Wer hoch hinaus möchte, wagt sich an ein Schnupperklettern in der Höhle. Mit dabei ist auch die längste Hangrutsche der Steiermark.

Text: Wolfgang Hoi, Foto: Anita Arneitz

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