Heimatliebe hoch 3: Leben im Dreiländereck Kärnten-Friaul-Slowenien

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Ein paar Gedanken über Heimatliebe im Alpen-Adria-Raum und eine kleine Liebeserklärung an Kärnten.

Schnell mal nach Ljubljana zum Shoppen, danach ein Espresso in Triest, ein Spaziergang am Meer und beim nach Hause fahren noch in Bled stehen bleiben und eine Cremeschnitte essen – von Kärnten aus ist das alles locker an einem Tag absolut stressfrei machbar. Die Lage ist unter anderem ein Grund, warum viele das Land lieben. Ich gehöre auch dazu.

Wenn Landschaft erdet – wo Heimatliebe Wurzeln schlägt

Von Kindesbeinen an, war es für mich ganz selbstverständlich einmal ein paar Stunden nach Italien oder Slowenien „hinüber“ zu huschen. Dazu kommt die landschaftliche Vielfalt auf kleinem Raum. See, Fluss, Berge. Enge Schluchten. Weite Täler. In jungen Jahren wollte ich nur weg von der ländlichen Idylle. Ein paar Jahrzehnte später kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als mitten in der Natur zu leben. Ich habe Wurzel geschlagen, ohne es anfangs zu merken. Obwohl ich es liebe umher zu reisen und neue Ecken zu entdecken, liebe ich es genauso nach Hause zu kommen und nichts anderes zu tun als die Natur vor der Haustüre zu genießen. Und das muss definitiv immer mit Wasser zu tun haben. Egal, ob See, Fluss, Wasserfall, per pedes, Rad, oder SUP. Während für andere Berggipfel Kraftplätze sind, ist es für mich das Wasser in jeder erdenklichen Form.

Was auch andere an Kärnten schätzen

Hier, südlich der Alpen, an der Schnittstelle zu Friaul und Slowenien kann man das Beste aus den drei Kulturen genießen. Schon seit jeher übten sich die Kärntner in Gastfreundschaft: Bereits im keltischen Reich Noricum und später in der gleichnamigen römischen Provinz wurden Reisende auf ihrem Weg verköstigt. Und noch heute spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Die abwechslungsreiche Landschaft, die überschaubare Größe (von Ost bis West sind es rund 180 Kilometer!), das mediterrane Klima und die überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden kommen bei den Urlaubern gut an.

Mit mehreren Sprachen aufwachsen

Geschichtlich wurde Kärnten stark von slowenischen Einflüssen geprägt. Das spiegelt sich heute zum Beispiel in der Herkunft von vielen Orts- und Familiennamen wider. Obwohl ich keine Kärntner Slowenin bin, bin ich mit beiden Sprachen – Deutsch und Slowenisch – aufgewachsen. Immer war das Mehrsprachige eine Bereicherung. Ich habe sie als verbindend und nicht trennend, wie vielleicht manche Generationen vor mir, erlebt.

Von den Alpen bis ans Meer

Durch die alte Österreichisch-Ungarische Monarchie entstand wahrscheinlich die enge Verbundenheit mit der Adria. Grenzen sind durch die Europäische Union längst nicht mehr vorhanden und stärken das Alpen-Adria-Bewusstsein in der Region. Ein Beispiel dafür ist der Alpe-Adria-Trail. Der rund 750 Kilometer lange Weitwanderweg beginnt am österreichischen Großglockner und führt durch Kärnten sowie Slowenien bis ans Meer bei Triest. Entlang der Strecke lernen die Wanderer drei Länder und drei Kulturen kennen. Zwischen den Dreien gibt es viele Gemeinsamkeiten. Dennoch hat sich jeder seine Eigenständigkeit bewahrt und hebt sich mit kleinen Details vom anderen ab. So wird den Kärntnern nachgesagt, sie seien ein aktives, geselliges Völkchen.

Mitanond – Geselligkeit und so

Auch was das Kreieren von Festen anbelangt, sind sie äußert kreativ. Neben den traditionellen Jahresbrauchtumsfesten wie Erntedank oder Kirchtag gibt es immer irgendetwas zu feiern. Meist steht dabei Sport oder die Kulinarik im Mittelpunkt. Entweder man misst sich beim Marathon oder schlemmt beim Honigfest, Hadnfest, Speckfest, Polentafest, Rindfleischfest oder Kräuterfestival. Fast jede regionale Besonderheit hat ihr eigenes Fest.

Schätze aus der Natur – Heimatliebe geht durch den Magen

Generell haben die Kärntner einen hohen Anspruch in Sachen Kulinarik. Ein typischer Haushalt hat mindestens eine Tiefkühltruhe und einen Kühlschrank, die bis zum Rand gefüllt sind mit hausgemachten Leckereien. Die traditionellen Gerichten sind einfach und stammen aus dem Bäuerlichen wie die Kasnudl. Damit ist die Kochkunst auch ein Ausdruck der Lebensart. Es wird großer Wert auf frische Zutaten und regionale Produkte gelegt. Viele kaufen beim Bauern ums Eck oder auf den Märkten in der Stadt ein. Nicht erst durch Corona.

Ob Brettl-Jausen im Buschenschank, Schnitzel beim Wirt oder Fisch im angesagten Dreihaubenlokal, keine köstlichen Schmankerln aufgetischt zu bekommen, ist so gut wie unmöglich. Was die wenigsten wissen: Mittlerweile wird in Kärnten auch hervorragender Wein angebaut. Eigentlich hatte der Weinbau eine mehr als tausendjährige Tradition, doch irgendwann geriet diese in Vergessenheit. Die Reben verschwanden. Heute sind wieder rund 120 Winzer am Werk, die hauptsächlich Chardonnay und Weissburgunder abfüllen.

Lei lossn und eini spearn

Die Kultur des Landes wird mit Kulinarik, Brauchtum, Tracht und Sprache erlebbar. Aber Kärnten hat auch viel in der Hochkultur zu bieten. Musik, Kunst und Literatur haben eine lange Tradition und zeigen sich in verschiedensten Ausprägungen. Zahlreiche Museen, Klöster und Kirchen laden zu einer Zeitreise in die Vergangenheit ein und erzählen mehr über das Leben im Süden. Doch es geht auch anders.

Im Grunde braucht man sich nur ein paar Minuten Zeit nehmen, sich auf ein schönes Platzerl setzen und hinein spüren. In sich und die Landschaft. An jenen Orten, wo ich bei mir bin und ganz ich sein kann, dort ist für mich Heimat. Das Plätschern von Wasser. Ein Steg am See. Ein Baum im Garten. Ein Land. Ein Kulturraum. Ein Gefühl. Da bin i her, da ghör i hin. Selbst wenn das etwas kitschig klingt.

Und was bedeutet für dich Heimatliebe?

Kaja vom Weltnah-Magazin hat mich zu diesem Beitrag inspiriert, der auch am Round-up teilnimmt.

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Fotos: Anita Arneitz

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